Bargeld

Letzte Woche gab es in der Welt der Finanzen das herausragende Thema Abschaffung des 500-Euro-Scheins. Ist das nun der Anfang vom Ende des Bargelds?

Was ist passiert?

Am Mittwoch hat die EZB das Aus des 500-Euro-Scheins verkündet!
Allerdings stirbt der 500-Euro-Schein einen langsamen Tod. Zwar wir die Produktion des 500-Euro-Scheins „demnächst“ eingestellt, bis Ende 2018 werden aber weiterhin 500-Euro-Scheine in Umlauf gebracht. Erst 2019 wird der 500-Euro-Schein langsam aus dem Verkehr gezogen. Wertlos wird der Fünfhunderter auch in Zukunft nicht, er kann jederzeit bei den nationalen Notenbanken eingetauscht werden – verspricht die EZB.

Den Meisten wird es wahrscheinlich herzlich egal sein, wann hattet ihr das letzte Mal einen 500-Euro-Schein in der Hand? Beim Gebrauchtwagenkauf? Eigentlich sind Überweisungen hoher Geldbeträge der einfachere Weg. Ich werde dem 500-Euro-Schein keine Träne nachweinen – wir kannten uns einfach nicht gut genug.
Aber was kommt als nächstes? Kritiker dieser Maßnahme befürchten, dass nun das Tor zur Bargeldabschaffung geöffnet wurde. Nur wie kommt man überhaupt auf so eine Idee. Hier die Gründe, die für eine Abschaffung des Bargelds sprechen:

Pro Bardeldabschaffung

Das Hauptargument: Die Bekämpfung der Kriminalität. Wie das?
Kriminelle nutzen die Anonymität und die Unkontrollierbarkeit des Bargelds für ihre illegalen Transaktionen. Ganz oben steht dabei immer die Terrorismusfinanzierung. Das zieht eben immer. Aber auch die Bekämpfung von Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung werden berechtigterweise ins Feld geführt. Auch gegen Korruption kann man ohne Bargeld besser vorgehen, denn schließlich ist ohne Bargeld jede monetäre Transaktion nachvollziehbar. Diebesgut ließe sich so ebenfalls schwerer verkaufen. Und schlussendlich gebe es keine Überfälle mehr auf Geldtransporter oder Banken – zumindest nicht mehr auf die altmodische Art.
Der nächste Punkt ist eher emotionaler: Bargeld ist out. Nur noch was für Kriminelle und alte Leute, die kein Smartphone bedienen können…
Nun ja, mal im Ernst, wer braucht im digitalen Zeitalter denn überhaupt noch Bargeld? Mobile Bezahlsysteme setzen sich zunehmend durch. An der Kasse mit dem Smartphone zu bezahlen, anstatt zu warten bis 16,38 Euro aus dem Portemonnaie rausgekramt wurden, finden ich persönlich gar nicht so schlimm.
Und dann gibt es da noch einen Punkt, der alles andere als unwichtig ist, aber nie in den Mittelpunkt der Diskussion gerückt wird – zumindest nicht von den Befürwortern der Bargeldabschaffung.
Ohne Bargeld haben die Banken deutlich mehr Handlungsspielraum. So könnten zum Beispiel Negativzinsen leichter durchgesetzt werden. Das Geld abheben und unters Kopfkissen packen geht dann nicht mehr. Die Befürworter argumentieren, dass auf dieses Weise eine kluge Zinspolitik der Zentralbank die Menschen wirkungsvoll dazu animiert, ihr Geld auszugeben, anstatt es bei der Bank einfach auf dem Girokonto liegen zu lassen. So soll der private Konsum angekurbelt und die Wirtschaft stimuliert werden.
Nebenbei hätten die Banken noch einen weiteren Grund zur Freude. Die Transaktionskosten des Bargeldverkehrs würden entfallen. Bankautomaten sowie Ein- und Auszahlungsvorgänge wären überflüssig.

Also spricht doch nichts gegen die Abschaffung des Bargelds. Die Vorteile sind ja nur schwer von der Hand zu weisen. Oder gäbe es da vielleicht auch den einen oder anderen Nachteil? Was sagen die Gegner der Bargeldabschaffung?

Contra Bargeldabschaffung

Bargeld ist verlässlich und sicher. Das ist eines der Hauptargumente. Es funktioniert auch wenn der Strom ausfällt oder der Server abstürzt. Ohne Bargeld hängt zu viel von der Technik ab. Und wie sicher ist diese Technik überhaupt? Ist virtuelles Geld nicht jetzt schon deutlich unsicherer als Bargeld?
Des einen Freud ist des anderen Leid. Schön, wenn man alle Transaktionen nachverfolgen kann. Zumindest für die Sicherheitsbehörden. Bei Otto Normalverbraucher kommt dieser Gedanke eventuell nicht ganz so gut an. Schließlich kann man sich da so einige unschöne Szenarien ausmalen. Nicht jeder möchte in seinem Kundenprofil vermerkt haben, dass man regelmäßig bestimmte Artikel im Erotikladen, Alkohol oder (verschreibungspflichtige) Medikamente kauft.
Genauso verhält es sich mit den Negativzinsen. Für Banken und die Wirtschaft ist es natürlich schön, wenn man Negativzinsen durchsetzen kann. Für den Betroffenen allerdings weniger. Bargeld ermöglicht die Unabhängigkeit von Banken. Man muss nicht zwingend – wenn man nicht konsumieren möchte – zusehen wie die Negativzinsen das Geld auf dem Konto langsam dahinschmelzen lassen.
Besonders die Deutschen wollen nicht auf ihr Bargeld verzichten.
Während in Schweden bereits fast alle Einkäufe digital bezahlt werden, werden in Deutschland gerade mal ein Viertel aller Transaktionen mit Karte oder Smartphone beglichen. Bargeld ist den meisten Menschen einfach vertraut und gewohnt. Außerdem darf man auf ältere Leute ja auch Rücksicht nehmen, das ist schließlich nicht verboten. Wieso also den Leuten vorschreiben wie sie ihre Waren zu bezahlen haben?

Was ist Eure Meinung? Ist Bargeld noch zeitgemäß?